Mittlerweile sind wir beide voll in der guatemaltekischen Zeit und wir könnten locker bis 7 Uhr schlafen, wäre da nicht der Hahn, der jeden morgen pünktlich um 5h kräht.
Nach dem Frühstück bereiteten wir uns auf die heute stattfindende Vollversammlung der APPAECE vor. Um 11h war es dann soweit uns es kamen 15 der 20 Mitglieder der APPAECE, was eine gute Quote ist
und auch zeigt, wie wichtig Quijote Kaffee für die APPAECE ist. Es ist so, dass die Socios z.T. lange Fußmärsche machen müssen, um hier ins Dorf Corral Grande zu kommen.
Nach einer herzliche Einführung durch den Präsident der Kooperative, Genaro, stellte ich mich vor und gab ein Feedback zur aktuellen Ernte, die sich nochmal deutlich verbessert hat. Im Februar
hatten wir von jedem Socio ein Muster bekommen, dass wir in Hamburg verkostet, bewertet und mit Anmerkungen für Verbesserungen versehen hatten. Jeder Farmer vertiefte sich Augenblicklich in den
ausgeteilten Bewertungsbogen und stellte interessiert Fragen. Auch das ist für uns ein Zeichen gegenseitigen Respekts und Interesses. Generell muss man sagen, dass dies wirklich eine Beziehung
auf Augenhöhe und eine des gegenseitigen Respekts zwischen Quijote und der APPAECE ist. Wir wohnen hier beispielsweise bei dem Präsidenten der APPAECE und werden wie Familienmitglieder
behandelt.
Da wir dieses Jahr einen anderen Exporteur nehmen mussten als 2016, wollten wir auch ein Feedback für die bisherige Abwicklung haben. Das Feedback zum diesjährigen Exporteur viel weitgehend
positiv aus, was uns freut.
Da der Wechsel des Exporteurs einer Erklärung bedarf gibt es einen Exkurs in das aktuelle Zeitgeschehen Guatemalas: Die USA und die UN setzten die Guatemaltekische Regierung
vermehrt unter Druck die grassierende Korruption im Land zu bekämpfen. Nun hatten vergangenes und dieses Jahr die Behörden, die Exporteure anhand von Steuerüberprüfungen beleuchtet, was
unangenehm enden kann, denn wir finanzieren 60% der Ernte vor und leisten diese Zahlung an den Exporteur, welcher diese dann an die Kooperative weiterleitet. Direkter geht es hier leider nicht.
Wird beispielsweise „unser“ Exporteur der Steuerhinterziehung verdächtigt, werden meistens die Konten eingefroren und somit auch die Vorfinanzierung oder im schlimmsten Fall die Ware und die
geleistet Zahlung. Gerrit und Steffi hatten sich im letzten Jahr auf die Suche nach einem „sicheren Hafen“ gemacht und diesen auch gefunden, bisher ;-). Der aktuellen Tagespresse entnahmen wir
gestern, dass es hier ein große Steueramnestie gibt. Zu welchen Bedingungen das geschah und wer davon profitiert wird sich wohl noch zeigen...
Don Mario der Agrartechniker der Fundap gab allen noch ein kurzes Update zum aktuellen Stand der Bio-Zertifizierung, die schon genehmigt wurde. Auch für die Farmer, die im
dritten Umstellungsjahr zur Bio-Zertifizierung sind gibt es gute Neuigkeiten: Es ist sehr wahrscheinlich, dass alle fünf bei der kommenden Ernte biologischen Kaffee in den Blend für Quijote
einbringen dürfen, eine hohe Qualität vorausgesetzt. Um die Unwägbarkeiten (Wetter) des Kaffeeanbaus für die Farmer transparenter zu machen verteilten wir Farmbücher an die Teilnehmer. Hier
sollen spezifische Ereignisse wie Wetter, Düngung, Ernte, etc. vermerkt werden und anschließend zusammen ausgewertet werden. Der Techniker der Fundap gab dazu noch eine Einführung und wird das
Projekt auch weiter betreuen.
Nach dem anschließenden Mittagessen machten wir uns zusammen mit Genaro auf in die “Zivilisation“ nach San Pedro Zacatepequez, dem nächsten Ort. Mit persönlich ist die Abgeschiedenheit in der
Natur Guatemalas deutlich lieber als die so genannte “Zivilisation“. Nach ein kurzen Bummel und einigen Bierchen machten wir uns in der Dämmerung auf ins Tal.
Hier wird der Busverkehr hauptsächlich durch “Mikro-Busse“ geleistet und da das Passagieraufkommen aber abseits von “Mikro-Dimensionen“ ist stellt sich folgende Frage:
Wie viele Personen passen in einen Mercedes "Sprinter"? Wir tippten auf 25 und sollten eines Besseren belehrt werden..
Los fuhren wir mit 30 Personen und da Samstags die Menschen vom Einkaufen kommen und ins Tal wollen, wuchs unser Volumen schnell auf gut 40 Menschen an. Bremsen ist dann kein Problem, denn
umfallen kann man eh nicht mehr nur enger wird es eben ;-). So juckelten wir im strömenden Regen den Feldweg runter ins Tal, der mittlerweile eine Schlammpiste war.
An einer Kreuzung lies uns der Bus dann aussteigen wir warteten in der Dunkelheit auf einen Anschluss ins Dorf... Wir gaben aber bald auf und machten uns auf den Weg zu Fuß ins Dorf, wo wir dann
eine Stunde später verschwitzt ankamen und erschöpft ins Bett fielen.