Wir konnten heute richtig ausschlafen, denn unser Bus fuhr erst um 9 Uhr ab. Wir frühstückten also kräftig dicke Zwiebel-Fischsuppe und
Bananen-Maulbeeren-Milchshakes.
Wir fuhren eine halbe Stunde mit einem sehr modernen Überlandbus als
Zusteigepassagiere in die 20 km nördlich gelegenene Kichwa-Gemeinde
Rukullakta.
Hier wohnen 9000 Kichwas selbstverwaltet in 17 Dörfchen.
Wir importieren Kaffee von Rukullakta schon seit 3 Jahren in Koopertion mit Interamerican Coffee, waren selber aber bisher immer nur mit Jatari aus Ahuano in Kontakt.
So war ich besonders gespannt was uns hier bei unserem ersten Kontakt mit eigentlich alten Bekannten erwarten würde.
Der wichtigste Amts- und Würdenträger der 9000 Einwohner, Augusto
Salazar, empfing uns in seinem Büro. Er erzählte uns von den Kämpfen
seiner Gemeinde in den vergangenen Jahren um Anerkennung ihrer eigenen Sprache und Kultur, des zweispracigen Schulunterrichts und der Entwicklung bzw. Wiederaneignung des kulturell eigenen
Landwirt- schaftsmodelsl, der Chakra (siehe Bericht gestern).
Insgesamt macht die Kooperative genauso wie Ihr Präsident Augusto einen sehr kämpferischen Eindruck. Das kulturelle Selbstbewusstsein des Volkes von Rukullakta (Rukullakta bedeutet auf deutsch "Altes Volk" in Abgrenzung zu den Eroberern) entwickelt sich hier deutlich sichtbar.
Es gibt hier einen absolut positiven Bezug auf den Regionalhelden Jumandy, welcher die größte, bestorganisierteste und erfolgreichste Militäraktion der
ecuadorianischen Kichwa-Geschichte gegen die Eroberer ihres Landes im Jahre 1578 durchführte.
In den 90er Jahren wurde hier sehr viel Kaffee angebaut, alle Pflanzen der Gegend wurden aber nach dem Preisverfall 2001 herausge-rissen und meist durch Kakao als wichtigste Cashcrop ersetzt.
Durch die persönlichen Bemühungen von Augusto Salazar wurde seit 2006 wieder etwas Kaffee angepflanzt, nur wenige Bewohner trauten diesem neuen Versuch.
Nun bringen bis zu 200 Familien seit 2010 kleine Mengen Kaffee aus ihren durchschnittlich 1 1/2 Hektar großen Chakras in Rukullaktas eigene zentrale Nassverarbeitungsstation. Dabei wird seit 2012
immer besser auf die angelieferte Qualität geachtet. Wir konnten bei unserem Besuch ausschließlich vollreife dunkelrote Robustakirschen sehen. Operation
Cherry Red im Amazonasregenwald :-)
Zuerst kommen die Kirschen in ein großes Schwemmbecken um die Floater auszusortieren.
An einer mittelgroßen Pulpmaschine wird das Fruchtfleisch abgeschält und der Kaffee wird per Hand in sehr große Fermentationsbecken und am nächsten Tag in Wassertanks gewaschen. Auch hier werden
wieder Floater aussortiert. Bevor die Kaffees unter 5 sehr großen Zelten getrocknet werden (es regnet hier wirklich jeden Tag und meist ziemlich stark...) werden sie noch einmal
handverlesen.
In einem kurzen und einvernehmlichen Gespräch einigten wir uns mit den 4 anwesenden Personen der Direktive auf die direkte Kooperation in den kommenden Jahren, mit 60 % Vorfinanzierung im April
für die dann langsam beginnende Ernte und auf direkt zu schließende Verträge mit der Kooperative. Unsere stolzen Partner sind sehr zuversichtlich, dass sie in den kommenden zwei Jahren eine
eigene Trockenverarbeitungsanlage für das Dreschen des Pergaminokaffees und die maschinelle Sortierung haben werden. Dies möchten sie in Kooperation mit weiteren Robustakooperativen in der
weiteren Umgebung (150km Umkreis) realisieren.
Wir stiegen sehr zuversichtlich, was unsere weitere Zusammenarbeit
anbelangt, in einen Dorfbus der uns über Archidona wieder nach Tena
brachte. Wir aßen Bollos des Pescado und mexikanische Tacos und zuhause auf unserer Terasse viel frisches Obst. Ein weiterer schöner und erfolgreicher Tag der Reise, heute auch mit sehr wenig
Anstrengung verbunden.
Dies ist unser vorerst letzter Live-Reisebericht. Morgen fahren wir
wieder 4 Stunden mit dem Bus nach Loreto um die Koordinatorin des
regionalen Mesa de Café Antonia Grefe zu besuchen, danach gleich wieder 4 Stunden zurück nach Tena um unseren Regionalbus (eigentlich Büsschen) in den Kanuhafen Puerto Barantillo zu erwischen.
Dort werden wir dann mit einem Einbaum oder Kanu abgeholt und nach Runa Huasi gebracht. Hier, auf der Insel Anaconda und im Dorf Ahuano werden wir die kommeden drei Tage verbringen bevor wir uns
am Samstag im Morgengrauen auf den Rückweg nach Quito machen.