Im Dezember erreichte uns die Nachricht, dass Kollege George von Organic Waynad in einen Motorradunfall verwickelt wurde und sich dabei eine sehr schwere Verletzung seines Fußes zugezogen hatte. Er ist seitdem nicht arbeitsfähig und fällt bei Organic Wayanad erst einmal aus, und das ausgerechnet genau zur Kaffeeernte. George ist Hauptverantwortlicher bei Organic Wayanad und kümmert sich vor allem im Büro um die Aufarbeitung und Auswertung der Farmdokumentationen und Besuchsberichte. Er hatte uns bei meinem letzten Besuch die ganze Woche über begleitet und war nicht nur aufgrund seiner guten Englischkenntnisse sondern vor allem aufgrund seiner Herzlichkeit ein toller und kompetenter Kollege. Daher lag es mir sehr am Herzen, ihn während meines Aufenthaltes zu besuchen und mich nach seinem Gesundheitszustand zu erkundigen. Er wohnt ca. eine Stunde Autofahrt nordwestlich in der Region Kattikkulam. Als wir auf den Hof seines Hauses rollten kam er uns schon humpelnd entgegen um uns zu begrüßen. Nach diesem herzlichen Wiedersehen setzten wir uns im Haus bei Kaffee, Tee und diversen Süßigkeiten zusammen. Der Heilungsprozess macht zum Glück gute Fortschritte und er kann diese Woche zum ersten Mal ohne Krücken gehen. Für die Hartgesottenen gab es dann noch auf dem Handy Vorher- Nachherfotos. Glücklicherweise gibt es in Kalpetta eine Klinik, die sich auf Hauterkrankungen und plastische Chirurgie spezialisiert hat und ihn so gut versorgt. Ist zwar jedes Mal eine lange Fahrt dorthin aber so wie es aussieht kann er hoffentlich im März wieder arbeiten.
Nach einer erneut herzlichen Verabschiedung besuchten wir noch einen Farmer in der Nähe, der nach Abschluss der Ernte gerade mit dem Rückschneiden der Kaffeepflanzen begonnen hatte. Dieses Rückschneiden führt dazu, dass die Pflanzen nicht in die Höhe und dichter wachsen, was die Ernte deutlich erleichtert und effizienter macht.
Nach einem Abstecher zu einem uralten Hindutempel in der Gegend stand als Ziel für den Nachmittag ein Besuch im nahe gelegenen Naturschutzgebiet auf dem Programm. Dort soll man neben diversen Hirschen und Vögeln vor allem ziemlich sicher Elefanten zu sehen bekommen. Am Eingang zum Wayanad Wildlife Sanctuary angekommen mussten wir allerdings feststellen, dass die Tickets für den heutigen Tag bereits vor Öffnung der Kartenverkaufsstelle ausverkauft waren. Die Zugangsberechtigung zum Naturschutzgebiet erfolgt nur auf geführten Jeeptouren und die Zahl ist streng auf 20 Fahrzeuge limitiert. Leider waren kurz vor uns drei Reisebusse aus dem benachbarten Karnataka vorgefahren und damit war für uns kein Platz mehr. Der Ärger hielt sich aber in Grenzen, denn ich finde es sehr lobenswert, dass diese strikte Beschränkung auch bei großem Andrang konsequent beibehalten wird. Unsere Gastgeber plagte allerdings ein schlechtes Gewissen, so dass wir auf dem Rückweg zahlreiche Schleich- und Umwege durch den Wald fuhren, um vielleicht auch außerhalb des eigentlichen Naturschutzgebietes noch den einen oder anderen Elefanten zu Gesicht zu bekommen. Aber die Suche nach „Ana“, wie Elefanten auf Malayalam heißen blieb trotz zahlreicher Elefanten-Wildwechsel-Warschilder leider erfolglos.