Um 8:30 holte uns der Fahrer vom Hotel ab und wir machten uns auf den Weg, um endlich die Farmer*innen und die Kooperative MASS kennenzulernen.
MASS steht für „Manarcadu Social Service Society“, wurde 2001 gegründet und hat derzeit ca. 3800 Mitglieder, die sich in 20 Untergruppen organisieren. Die Produzent*innen der Kooperative bauen
auf den Farmen teils Robusta, teils Arabica an, beides wird dann als Natural oder als gewaschener Kaffee verarbeitet. Darüber hinaus wird ein Teil des Kaffees als Monsooned Malabar aufbereitet.
Bei diesem Prozess werden die Kaffeebohnen über mehrere Monate dem Monsunklima an der Küste ausgesetzt. Die Bohnen bekommen dadurch eine gelbliche Farbe und der Kaffee schmeckt dann besonders
würzig und schokoladig. Neben Kaffee wird auf den Farmen auch noch unterschiedliche Gewürze, wie Pfeffer, Nelken und Zimt angebaut. Da MASS selbst den Export ihrer Produkte nicht leisten kann,
arbeiten sie daher sehr eng mit der Firma Plantrich zusammen, die die Produkte von der Kooperative abkauft und sich um die Qualitätskontrolle, die Vermarktung und den Export kümmert.
Das Frühstück nahmen wir in einem Lokal auf dem Weg ein. Die Strecke führte uns 2 Stunden bergauf und bergab bis wir schließlich bei der ersten Farm ankamen. Dort erwartete uns bereits Seetha von
MASS mit einigen Field Officers und hieß und herzlich willkommen. Zu Fuß legten wir das letzte Stück des Weges bis zur Farm zurück. Diese wird von Devassia und seinem Sohn Tinku bewirtschaftet,
jeder von beiden hat 6 Acres (ca. 2,4 Hektar). Neben Kaffee bauen sie u.a. auch Pfeffer und Nelken an. Im Gespräch erfuhren wir dann überraschend für uns, dass die beiden nicht Mitglieder bei
MASS, sondern bei der HASS waren, einer befreundeten lokalen Kooperative, die ihren Kaffee jedoch in den Anlagen der MASS weiterverarbeitet, da sie selbst noch über keine eigenen
Verarbeitungsanlagen verfügt. Auch sie verkaufen den Kaffee dann an Plantrich.
Positiv beeindruckt waren wir jedenfalls von dem Sohn (am nächsten Tag feierte er seinen 30. Geburtstag), der die Farm bereits schon mitbetreibt, bzw. irgendwann ganz von seinem Vater übernehmen
wird. Junge Menschen in der Landwirtschaft sind hier wie überall eine große Ausnahme. Wir stellten noch einige Fragen, um mehr über die Bedingungen hier vor Ort und die Strukturen und
Arbeitsweisen der Kooperativen herauszufinden, was durch die sprachlichen Hürden nicht immer leicht ist. Anschließend verabschiedeten wir uns und fuhren mit Seetha und einem der Field Officers
weiter zur nächsten Farm. Der Farmer dort, Jacob (auch er ist tatsächlich noch sehr jung), war leider nicht da, nur seine Mutter. Sie bot uns leckeren Saft und Kekse an und erzählte, dass die
Farm bereits seit 1975 existiere. Ihr Mann habe die Farm seitdem mit organischem Anbau betrieben und sie nun an den Sohn übergeben. Auf beiden Farmen wird der Kaffee direkt auf der Farm unter
freiem Himmel getrocknet und anschließend von der Kooperative mit einem LKW abgeholt. Die Kooperative zahlt den Farmerinnen immer 2 Rupien mehr als auf dem lokalen Markt, dies und der Service
der Abholung sind ein großer Anreiz für die Produzentinnen, den Kaffee auch wirklich an die Kooperative abzugeben. Ein kleines Highlight entdeckte Schwan im Eingangsbereich des Hauses. Dort
stand ein sehr altes Grammophon, da musste natürlich noch ein Erinnerungsfoto gemacht werden. Wir liefen noch ein bisschen über die Kaffeeplantage und begutachteten die Pflanzen, dann ging es
weiter zu den Verarbeitungsanlagen von MASS nach Idinjamala.
Dort angekommen erwartete uns ein Empfangskomitee einiger Angestellter der Kooperative. Ein paar der Frauen hatten extra für uns Blumenhalsketten und -Armbänder geflochten, die sie uns zur
Begrüßung umhängten. Wir wurden zu einem Tisch in einem überdachten Außenbereich gebeten, der normalerweise für Besprechungen und Fortbildungen genutzt wird. Wir nahmen Platz und ehe wir uns
versahen, wurde der Tisch mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Gerichten, Reis und Fladenbrot gefüllt. Anstatt Teller, diente uns jeweils ein Bananenblatt als Unterlage und wir probierten uns
durch die Unmengen an Speisen, die locker für 10 Leute gereicht hätten. Nachdem wir uns satt gegessen hatten, führte uns Rittu, der für Verarbeitungsanlagen zuständig ist über das Gelände und
zeigte uns das Areal mit allen Maschinen, Trocknungsplätzen und dem Aufzuchtzelt für Pflanzensetzlinge. Mit ihm und Seetha sprachen wir im Anschluss bei einem Kaffee noch weiter über die Struktur
und Arbeitsweise der Kooperative und die demokratische Beteiligung der Farmer*innen. So gibt es regelmäßige Treffen und Fortbildungen für die Untergruppen der Kooperative. Einmal im Jahr treffen
sich dann alle Mitglieder. Dafür muss dann extra eine große Halle gemietet werde, um die vielen Menschen überhaupt unterbringen zu können.
Nach diesem spannenden und aufschlussreichen Tag und noch einigen Erinnerungsfotos machten wir uns K.O. aber zufrieden auf den Weg ins Hotel. Leider hatte es bei der Planung der Buchungen der
Hotels ein kleines Missverständnis gegeben. Denn ursprünglich war geplant, dass wir die Nacht im „Spice Village“ in Thekkady verbringen. Doch durch ein Versehen hatte man uns das falsche Hotel
genannt, nämlich das „Spice Villa Thekkady“. Ein kleiner aber feiner Unterschied, denn das Hotel war 25km weit außerhalb der Stadt. Als wir dort ankamen waren wir und unser Fahrer gleichermaßen
überrascht, aber es war zu spät um jetzt noch etwas daran zu ändern. Also blieben wir einfach dort. Einer Frau mit Kind und Mutter aus der Schweiz war es wohl ähnlich ergangen wie uns, denn sie
kam beim Abendessen an unseren Tisch und fragte, warum wir denn hier in diesem Hotel seien, und ob wir ihr ein paar Tipps für Aktivitäten hier in der Gegend geben könnten. Leider konnten wir ihr
dann auch nicht weiterhelfen.