Am Freitagmorgen machten wir uns auf den Weg in das wohl älteste Viertel der Stadt, Fort Kochi. Dieses liegt an der Spitze einer Halbinsel, die man von Ernakulam am besten mit einer Fähre erreichen kann. Auf der Fahrt umrundeten wir Willingdon Island, auf der u.a. die Navy stationiert ist. Auch den Containerhafen, von wo auch der Kaffee für Quijote seine Seereise beginnt, konnten wir von der Fähre aus gut sehen. In Fort Kochi angekommen, suchten wir uns zuallererst ein Lokal zum Frühstücken. Fündig wurden wir in einem kleinen Ayurveda-Hotel, das v.a. von ausländischen Gästen belegt war. Das Frühstück aßen wir vor der Kulisse des Hafens auf der anderen Seite von Fort Kochi, wo wir vorbeifahrende Schiffe und vorbeifliegende Vögel beobachten konnten. Danach gingen wir weiter an der Strandstraße zur nördlichen Küste von Fort Kochi. Dabei kamen wir bald an einer der „Sehenswürdigkeiten“ von Kochi vorbei, den chinesischen Fischernetzen. Oft sieht man sie auf Bildern im Sonnenuntergang dargestellt. Die Realität sieht jedoch etwas anders aus. Das Ufer rund um die Netze war von angespültem Müll übersäht und dementsprechend roch es auch. Die Fischer, die die großen Netze regelmäßig in das brackige Hafenwasser hinabließen, fingen kaum Fische und angesichts dem überall herumliegenden und im Wasser schwimmenden Müll hatte man auch keine Lust die wenigen Fische, die sich in den Netzen verfingen, zu essen. Entlang des gesamten Strandes bot sich uns das gleiche Bild. Der angeschwemmte Müll lag am Strand, teilweise bereits zu großen Haufen zusammengekehrt herum.
An einer Stelle brannte sogar ein Haufen Müll in Strandnähe lichterloh, die Polizei war bereits vor Ort und versuchte die Feuerwehr zu alarmieren. Skurril war auch der Life Guard, der den Strand überwachte, doch außer ein paar wenigen Fischern, die direkt im Wassern mit ihren Netzen standen, wollte offensichtlich sowieso niemand hier schwimmen gehen. Eigentlich könnte dieser Strand ein wirklich schöner Ort sein, doch der ganz Müll und Dreck schockierte uns doch etwas und wir setzten lieber unseren Weg in das Innere des Stadtviertels fort. Wir besuchten kurz die Kirche in der Vasco da Gama für ein paar Jahre beerdigt gelegen hatte (heute ist sein Grab in Portugal) und schlenderten dann weiter durch die Straßen hin zu einem traditionellem Waschplatz. Hier kommen die Bewohner*innen von Fort Kochi hin, um ihre Wäsche in dafür vorgesehenen Becken zu waschen. Anschließend kann die Wäsche auf großen Leinen oder in Trockner vor Ort getrocknet werden und danach bei Bedarf sogar noch gebügelt werden. Zum Teil wurden sogar noch Bügeleisen verwendet, die mit heißen Kohlen befüllt werden mussten. Dies war in unseren Augen eine wirkliche Sehenswürdigkeit und man sollte diesen Ort definitiv besuchen, sollte man eine Reise nach Kochi machen.
Unser nächstes Ziel war das jüdische Viertel und die Synagoge dort. Diese wurde 1568 erbaut und ist damit sogar die älteste Synagoge im Commonwealth.Nach einem kleinen Mittagessen fuhren wir zurück zum Hotel, wo wir am Nachmittag mit Marshal verabredet waren. Er kümmert sich für Vanamoolika u.a. um die Exportabwicklung des Kaffees und organisiert sowie kontrolliert die Beladung des Containers mit den Kaffeesäcken. Bis dato gab es mit Marshal noch kein persönliches Treffen, umso mehr freuten wir uns, dass es nun bei dieser Reise geklappt hat. Er holte uns beim Hotel ab und wir fuhren zu einer nahegelegenen Mall. Diese Mall war für indische Verhältnisse ein etwas surrealer Ort, denn wir hatten das Gefühl in einem ganz anderen Land zu sein. Westliche Mode- und Fastfood-Ketten reihten sich auf 5 Stockwerken aneinander, viele der Läden sahen wir hier in Indien das erste Mal. Wir setzten uns im 5. Stock in eines der Cafés und besprachen in den nächsten zwei Stunden allerhand Fragen zur letzten und zu kommenden Ernte und dem entsprechenden Transport nach Hamburg. Der Kaffee wird bei Vanamoolika in die Säcke befüllt, dann auf einen LKW geladen und nach Kochi zum Hafen gefahren. Dort werden die Säcke für wenige Tage in einem Lagerhaus gelagert. Sobald der Container bereitsteht, werden die Säcke in den Container gepackt, anschließend wird der Container dann direkt auf das Schiff gebracht. Wir erzählten einiges über unsere Arbeitsweise bei Quijote und Marshal erläuterte Arbeitsabläufe, die uns wiederum halfen, ein besseres Verständnis für seine Arbeit zu bekommen. Es war ein interessanter Austausch, der für beide Seiten sehr gewinnbringend war und viele Fragen geklärt werden konnten. Wir machten noch ein paar Fotos zur Erinnerung, und gingen dann gemeinsam zum Hotel zurück, wo wir uns von ihm verabschiedeten. Nach einem Abendessen und einem kurzen Besuch einer der schon weiter oben beschriebenen Kneipen, verabschiedeten wir uns in unsere Betten.