Ecuador II 2024


Tag 3 (31.08.2024) - Feuer Feuer Feuer

Durch das frühe Schlafengehen wache ich auch immer sehr früh auf. Da es erst um 6 Uhr dämmert habe ich zwei Stunden Zeit, Berichte wie diesen zu schreiben. In der Dämmerung ging ich dann in den sehr frischen Swimmingpool und danach auf einen Spaziergang in das Dorf. Die von einer Omi und einem Opi betriebenen Eismanufaktur hat schon auf und ich konnte mir ein Eis gönnen. Erdbeer-Frischkäse. Und danach eine frittierte Empanada vor dem Markt.

Während der ganzen Nacht habe ich immer wieder einen Blick auf die lodernden Flammen des Waldbrandes geworfen. Er ist noch nähergekommen und nur noch ca. 3 km entfernt. Hier auf der westlichen Seite der Anden herrscht seit 3 Monaten große Trockenheit. Weder Mensch noch Natur können dem Feuer etwas entgegensetzen. Alles ist grau, staubig und ausgedörrt.

So mussten wir heute Morgen erfahren, dass mittlerweile 9 Fincas von Produzierenden der Genossenschaft verbrannt sind. Das ist eine Katastrophe. Schon am Frühstückstisch beschlossen daher Max, Michael und ich, dass wir gemeinsam eine Kampagne zur Unterstützung der hiesigen Produzierenden starten werden. Alle mit denen wir bisher gesprochen haben, haben die Absicht ihre Fincas wieder aufzubauen.  Das bedeutet, Bäume anzupflanzen und dann Kaffee anzupflanzen. Und ihre Schuppen und Hütten und Häuser wieder aufzubauen. Und ihre Bewässerungsanlagen neu zu installieren. Diese sind hier notwendig.

Um 8:30 Uhr trafen wir uns mit Ramiro, dem Manager für Alles und Victor, dem Verwalter der Kooperative. Auch von Victor sind 9.000 seiner 12.000 Kaffeepflanzen sowie seine komplette Infrastruktur verbrannt. 

Wir fuhren gemeinsam zu der Basisgruppe Calva, nahe der Stadt Cariamanga. Das ist ca. eine Stunde weiter westlich. Schon letztes Jahr hatten wir uns hier auf der Finca des Produzenten Polivio mit 20 weiteren Produzierenden getroffen. Diese waren auch dieses Mal größtenteils versammelt. Wir unterhielten uns über die Entwicklung im vergangenen Jahr und besprachen, wie wir unsere Zusammenarbeit verbessern können. Auch in dieser Kooperatove ist die uns zugesagte Erntemenge schon komplett eingebracht.

Aufgrund der hier herrschenden großen Hitze mit dauernden Temperaturen über 30 Grad erfreuten wir uns sehr an dem Spaziergang über die frische Finca. Im Gegensatz zu den Genossenschaften, die ihre Felder östlich der Anden haben ist es hier unbedingt notwendig, den Kaffee im Schatten von Bäumen anzupflanzen. Es ist viel heißer und viel trockener.

Nach unseren Diskussionen wurden wir fürstlich bewirtet. Zu Trinken gab es Guarapo, vergorenen Zuckerrohrsaft. Als Vorspeise die regionale Suppe Repe Lojano. Sie besteht aus grünen Bananen, Zwiebeln, Knoblauch, Milch, Käse und Koriander. Danach gegrilltes Hühnchen von der eigenen Finca mit Reis, Mais, Tomaten, Yucca und gebackener Banane.

Danach machten wir uns gemeinsam auf den Weg ins 80-Fahrminuten weiter südlich gelegene Dorf Amaluza zur dortigen Basisgruppe der Genossenschaft. Hier zeigte uns Francisco seine beeindruckende Finca auf 1920 m Höhe. Er baut hier in erster Linie die sehr hochwertige Varietät Typica Mejorada an. Auch hier mit sehr vielen Schattenbäumen trotz der sehr hohen Lage. Die Sonne wäre sonst zu stark.

Nun ging es mit Viktor zurück zu seiner verbrannten Finca nahe dem Dorf San Antonio de las Aradas. Eine Feuerwalze hat hier vor drei Tagen sein gesamtes Hab und Gut zerstört. Hier standen wir nun inmitten der Katastrophe. Alle Kaffeepflanzen verbrannt, der Wald verkohlt, die Finca eingestürzt, Trocknungszelte vernichtet, die Maschinen geschmolzen, die verbliebene hier gelagerte Kaffeeernte Staub.

Viktor ist allerdings fest entschlossen, alles wieder aufzubauen. Er hat sehr viele gute Freunde und eine starke Genossenschaft. Und er hat uns. Dies ist eine der Situationen, in denen Solidarität für jeden fühlenden Menschen eine Selbstverständlichkeit ist. Über 100 Menschen haben Viktor schon versprochen, in freiwilligen gemeinsamen Arbeitseinsätzen mit anzupacken und alles wieder herzurichten. 

Max, Michael und ich haben versprochen, unser Bestes zu geben um Viktor und die anderen acht bisher betroffenen Produzierenden der Genossenschaft aus Deutschland heraus nach besten Kräften finanziell zu unterstützen. Dazu haben wir eine Kampagne gestartet. https://www.betterplace.me/kaffeesolidaritaet

 

Zurück in Quilanga setzen wir uns noch mit Victor, Louis und Ramiro zusammen und besprachen das weitere Vorgehen und den morgigen Tag. 

Den Tag beendeten wir mit einem weiteren leckeren Mango Eis in der hiesigen Eismanufaktur. Und ich mit einem weiteren ausgiebigen Bad im Pool.

 

                                                                                                           

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