Ecuador 2022 (2)


Tag 13 (14. November)


Morgens um 7 Uhr, ihr wisst schon, Markt und Saft. Die Früchte sind so lecker, die Säfte so gut. Wir essen übrigens auch ständig dieses geile Obst: Heute Guaba, Ananas, Papaya, Bananen, Lima, Naranjilla und noch mehr. Die meisten Bäuer*innen haben in ihren Kaffeefeldern sehr viel Obst zwischengepflanzt und auch etliche wildwachsende Obstsorten. Da das hier alles biozertifiziert angebaut ist, ist das Gartenobst umso schöner, leckerer und gesünder.
Wir machten uns mit unserem Mietwagen um kurz vor 8 Uhr auf den Weg nach Irachi, dort ist eine nahegelegene Basisgruppe der APECAP mit 35 Mitgliedern. In den Gegenden Irachi, San Juan und Playas de las Pircas lassen sich auch die besten Kaffees der APECAP finden. Diese machen immer den Großteil unserer Lieferungen aus. Die Spitzenproduzenten Juan Calva und Gonzalo Castillo erwarteten uns auf dem Dorfplatz und wir besuchten ihre Fincas mit jeweils 2 Hektar großen Cafetales. Auf ihren sensationell gut gepflegten Flächen wachsen die Varietäten Typica Mejorada und F1 Hybride. Beide ergeben sehr gute Ergebnisse in den Tassen, haben hohe Erträge und sind pilzwiderständig. Beide Produzenten haben vor 18 Monaten Jahr neu gepflanzt und erwarten im kommenden Jahr sehr gute Erträge von ca. 30 bis 40 Zentnern und in Zukunft bis zu 50 Zentner pro Hektar. Das ist sehr gut für Ecuador.
Zu den vielen neuen frischen Pflanzungen hier ist zu sagen: auch hier hat COVID dafür gesorgt, dass die Menschen zuhause geblieben sind und ihre Zeit in Dinge investiert haben, die sie schon immer machen wollten. Niemand wollte in den Dörfern und Städten sein wo die Menschen starben, alle waren auf ihren Fincas. Und renovierten die Cafetales. In kaum einem Kaffeefeld haben wir überalterte Pflanzen gesehen, dafür unfassbar viele, die erst nächstes Jahr (in ihren dritten Lebensjahr) produzieren werden. Dies ist ein weiterer Grund, warum es dieses Jahr hier so wenig Kaffee gab und warum es ab dem nächsten Jahr eine Schwemme geben wird. Durch die unglaublich hohen Preise dieses Jahr wurde dann noch viel mehr gepflanzt. Das wird sich in zwei Jahren möglicherweise rächen, wenn die Preise wegen des Überangebotes abstürzen. Da ist es sehr ratsam, viele langfristige Partnerschaften mit garantierten Mindestpreisen zu haben, so wie mit uns.
Nun ging es für uns in die 10 km (Feldweg und 650 Höhenmeter hoch und runter) entfernte Region Sahuinuma zum dortigen besten Produzenten Emilio. Er hat auf einem Hektar reine Typica Pflanzen. Das ist beeindruckend. Er hat, ebenso wie Gonzalo, dieses Jahr fast seine komplette Ernte für uns an die APECAP abgeliefert. Wir können uns nach dieser Begutachtung auf einen großartigen Bestandteil unseres Kaffees freuen.
Nach unserer Rückkehr nach Irachi aßen wir auf der Finca von Gonzalo Garten-Tilapia und tranken Saft und Kaffee.
Nach unserer Verabschiedung fuhren wir zurück nach Palanda mit 4 Säcken Kaffee von Gonzalo, die wir bei der APECAP abgaben. Nach ausgiebiger Besichtigung der sehr gut instandgehaltenen Anlagen der APECAP und einer Demonstration aller hiesigen Abläufe setzten wir uns mit dem Administrator Camillo und dem Prasidenten Harvey sowie den beiden Verwalterinnen Diana und Maria zusammen und diskutierten die aktuelle Situation und die Perspektiven tatsächlich über 5 Stunden lang. So lange saß ich noch nie in einem Gespräch mit einer Kooperative zusammen. Das Treffen war außergewöhnlich kreativ und konstruktiv und wir besprachen wirklich viele relevante Bereiche unserer Zusammenarbeit. Wichtig hier sind vor allem die Wünsche der Kooperative an uns:


a) mehr Honey Kaffee kaufen. Dieser kann im kommenden Jahr in deutlich höheren Mengen produziert werden. Die Mitglieder mehrerer Basisgruppen haben sich dafür in Kollektiven zusammengeschlossen, um den Kaffee gemeinsam in gemeinsam gebauten Trockenzelten zu trocknen. Die Produzent*innen sind hochmotiviert, da bei diesen speziell für uns aufbereiteten Kaffees deutlich mehr Geld bei ihnen hängen bleibt. Bei Quijote können wir nun also überlegen, diesen Kaffee auch  anderen Röstereien anzubieten


b) Überlegen, wie wir ab dem nächsten Jahr Microlots einkaufen können auf der Grundlage einer Preisstaffel


c) Hilfe und gemeinsame Diskussion über Bürokratieabbau und die Sinnhaftigkeit der verschiedenen Zertifikate. Viele alte Mitglieder haben schlechte Augen oder können kaum lesen, weil sie vor 40 Jahren nur eine Grundschule besucht haben. Sie müssen aber jeweils mehr als 10 mehrseitige Formulare für alle möglichen Dinge ausfüllen. Das hassen sie. (Biozertifizierung, SPP Zertifizierung, Fair Trade Zertifizierung, gute agromomische Praxis Zertifizierung, bäuerliche Ethik Zertifizierung, entwaldungsfreie Produktion Zertifizierung und noch mehr). Die APECAP hat über 40.000 Dollar Kosten pro Jahr für diese Zertifikate und unfassbaren personellen Aufwand


d) mehr andere Röstereien dazu bewegen, ihren Kaffee zu kaufen und gute Preise zu bezahlen


e) regelmäßigere Besuche und mehr Austausch, eventuell Gegenbesuche bei uns


f) Maßnahmen ergreifen zur Förderung des gegenseitigen Vertrauens und Austausch kreativer Ideen mit dem Ziel der Konkretisierung


Dann tranken wir noch ein wenig Kaffeelikör und Bier und gingen einen Happen essen. Es ging recht früh ins Bett, morgen geht es um 5 Uhr morgens raus um zurück nach Catamayo zu FAPECAFES zu fahren.