Nach 2 1/2 Jahren Pause das erste Mal wieder nach Ecuador. Das Ziel der Reise ist ein Besuch unserer drei Partnerkooperativen im Amazonastiefland.
Das Problem dieser Reise ist der seit nunmehr 10 Tagen andauernde Generalstreik mit landesweiten Blockaden durch für soziale Verbesserungen und ihre Rechte kämpfende Indigene. Sie werden in
zunehmenden Maße von anderen sozialen Organisationen, Student*innen und
Gewerkschaften unterstützt. Heute war zudem Inti Raimi, das traditionelle Sonnenwendfest der Indigenen. Und dieses eskaliert eigentlich auch ohne Generalstreik, Mobilmachung des Militärs und der
kompletten Polizei, mehr als 100.000 für den Protest nach Quito gereisten Indigenen, Ausnahmezustand und Ausgangssperre schon sehr stark.
Es war also sehr fraglich, ob alle Flüge tatsächlich gehen würden und ob wir dann Nachts in der Ausgangssperre irgendwie vom Flughafen wegkommen würden. Ich flog morgens mit einem normalen Lufthansaflug von Hamburg nach Frankfurt. Und schon danach hörte alles auf "normal" zu sein. Zunächst war der Flug von Frankfurt zum Zwischenstopp in Panama gar nicht von der Lufthansa durchgeführt wie gebucht und erwartet, sondern von der Billigausgliederung namens "Eurowings / discover". In dieser gab es noch schlechteres Essen als in einer Lufthansa und erstmals in meiner Kaffeeimportgeschichter keine alkoholischen Getränke im Bordservice. Ich hatte mir vorgenommen, die gesamte Reise abstinent zu sein und nur auf dem Flug Wein zu trinken. So blieb also auch der Flug trocken. Dann gab es niemanden in Frankfurt, der das Aufgabe-Gepäck ins Flugzeug laden wollte. Ich hatte zwar keines (aus schlechten Erfahrungen, in der Vergangenheit war es zweimal nicht in Ecuador angekommen und weil ich im Chaos in Ecuador mit leichtestem Gepäck reisen wollte). So verspätete sich der Abflug um 90 Minuten. Das war aber tatsächlich Glück. Denn mein Kollege und Freund Michael Prem aus Wien kam ebenfalls in Frankfurt zu dieser Flugverbindung an und wollte sich dort mit mir treffen. Das hätte bei einem pünktlichen Abflug nicht geklappt, da sein Flugzeug in Frankfurt kein Personal fand, das die Treppen ans Flugzeug schieben konnte.
Unser Ziel war, im Flug nach Panama für das Personal Kaffee zuzubereiten und mit den Leuten Spaß zu haben. Das klappt normalerweise immer gut undwir haben Unterhaltung und gute Tauschgetränke sowie häufig auch Upgrades. Dieses Mal klappte es nicht, obwohl wir das den Kolleg*innen dort gleich vor Beginn des Fluges erklärt hatten und sie sich begeistert zeigten. Grund für das Scheitern unseres Planes war Flugbegleiterin Jasmin. Sie saß uns gleich zum Start gegenüber (Notausgangplatz an den Toiletten mit zwei Metern Beinfreiheit). Wir stellten ihr kritische Fragen zu Eurowings / discover sowie den Arbeitsbedingungen. Sie ist offensichtlich sehr neu im Job und identifiziert sich zu 100% mit dem Billigflieger. und sie nahm es persönlich. Sie haßte uns für den Rest des Fluges und ließ uns das spüren. Wir wechselten zu der wirklich guten Flugbegleiterin Hanna und bekamen so immerhin soviele Snacks und Schokolade wie wir wollten. Der Spass an Kaffeezubereitung war uns abervergangen.
In Panama klappte alles gut, wir konnten aber nichts zu trinken kaufen, da der gesamte Service-Bereich dieses riesigen Flughafens gerade wegen Renovierung geschlossen war. Der Flug nach Quito verlief gut und ir hatten riesiges Glück in Gestalt meiner zufälligen Sitznachbarin Alix aus Brüssel. Ich fragte sie, weswegen sie in dieser spannenden Zeit nach Ecuador reist. Es stellte sich heraus, dass sie als Voluntärin zur mir sehr bekannten Wildtierauswilderungsstation Amazoonico wollte. Trifft sich gut, weil das direkt in Ahuano ist. Bei Jatari, also genau unser Ziel. Unsere Reisegruppe wuchs also. Zudem hatte sie für das gleiche Hostal im 10 km vom Flughafen entfernten Vorort Tababela das letzte verfügbare Zimmer (Michael und ich hatten die vorletzten) reserviert und da gleich ein Taxi hinzugefügt. Das hatte bei uns nicht geklappt.
Am Flughafen Quito wurden wir so schnell wie noch nie durch Migration, Gepäck und Zoll geschleust und standen dann ratlos vor dem Flughafen. Eine Schlange von hundert Menschen aber keine Taxis. Diese kamen aufgrund der in diesem Moment in Kraft getretenen Ausgangssperre gar nicht mehr am Flughafen an. Busse führen heute sowieso nicht im gesamten Umland Quitos, Privatwagen trauen sich erst recht nicht auf die Straße. Nach einer halben Stunde kam dann das von Alix reservierte Taxi tatsächlich an und brachte uns ins Hostel.
Von hier aus versuchen wir dann am nächsten Morgen nach einem Frühstück in Richtung Tena
aufzubrechen. Womit wir reisen werden und wie weit wir kommen ist völlig unklar. Der Protest eskalierte heute jedenfalls wie erwartet weiter...