Letztes Update: 17. März 2024
Wir haben eine neue Verpackungsmaschine und damit einhergehend auch neue Kaffeebeutel. Was auf den ersten Blick wie ein Rückschritt erscheinen mag, ist in Wirklichkeit ein riesen Schritt in die Zukunft. Im Gegensatz zu den bisher verwendeten Beuteln mit Papieraußenschicht können diese neuen Beutel aus Mono-PE zu einem sauberen PE-Rezyklat recycelt und somit vollständig dem Wertstoffkreislauf zugeführt werden.
Über diese Entwicklung freuen wir uns sehr!
Im Folgenden findet ihr alle relevanten Infos zu diesem Thema, z.B. warum wir uns für ein erdölbasiertes und nicht für ein kompostierbares Verpackungsmaterial entschieden haben, was eigentlich Recyclingfähigkeit bedeutet, alles zum Materialaufbau der neuen Beutel (hier findet ihr auch die Erklärung, warum ihr bei einer Monomaterialverpackung aus Kunststoff eine silberne Zwischenschicht findet), unser Ansatz zur Reduzierung von Ressourcen und vieles mehr.
Wenn ihr es bis zum Ende schafft seid ihr echte Verpackungsexperten.
Im Rahmen des Neuaufbaus unserer Produktion war es notwendig, eine neue Verpackungsmaschine anzuschaffen, unsere alte war einfach zu langsam. Bei der Suche nach einer geeigneten Maschine haben wir mindestens genauso viel Energie in die Wahl eines neuen Verpackungsmaterials gesteckt. Basis für die Recherche bildete und wird weiterhin folgender Satz bilden:
"Eine nachhaltige Verpackung bietet maximale Funktionalität bei bestmöglichem Produktschutz, verursacht minimale ökologische Auswirkungen und ist möglichst zirkulär."
Dieser Satz stammt aus der "Circular Packaging Design Guideline", einem Dokument der FH Wien, das den aktuellen Stand für die Gestaltung recyclinggerechter Verpackungen sehr gut abbildet und welches wir jeder Person ans Herz legen können, die sich privat für das Thema Verpackungen interessiert und vor allem jenen, die beruflich mit Verpackungen und damit auch mit Verpackungsmüll zu tun haben. Zusätzlich standen wir mit vielen Folienherstellern, der Abfallwirtschaft und anderen produzierenden Unternehmen im Austausch. Das Ergebnis ist eine vollständig recyclebare Verpackung aus Mono-PE, welchen den aktuellen Stand der Forschung im Bereich recyclebarer Verpackung abbildet.
Für uns ist die Entwicklung damit aber nicht abgeschlossen. Zuerst einmal denken wir, dass bereits bei dem aktuellen Verpackungsdesign Optimierungen möglich sind. Der nächste Schritt ist es dementsprechend eine Analyse unserer neuen Beutel bei einem unabhängigen Institut durchführen zu lassen, um zu sehen, was wir in Zukunft noch verbessern können. Gleichzeitig ist sowohl in der Verpackungsbranche als auch in der Abfallwirtschaft viel in Bewegung und wir werden laufend analysieren, inwieweit wir unsere Verpackungsstrategie daran anpassen können.
Und auch eure Meinung ist uns wichtig. Bei Fragen und Anregungen rund um das Thema Verpackungen könnt ihr mit Pako (pako@quijote-kaffee.de) Kontakt aufnehmen. Eventuell gibt es unter euch Kunden ja auch Menschen mit einem Fachwissen zu diesem Thema; über einen Austausch freuen wir uns.
Im Folgenden findet ihr alle wichtigen Informationen untereilt in die drei Kategorien REDUCE, REUSE und RECYCLE.
Für die Umwelt wäre es am besten, wenn es gar keine Verpackung gäbe.
Bevor man sich intensiver mit dem Thema Recyclingfähigkeit auseinandersetzt, ist es also wichtig den Fokus auf die anfängliche Ressourcenminimierung zu legen.
Hier gibt es grundsätzlich drei verschiedene Ansätze:
Eine Möglichkeit sind Unverpacktläden, welche im Allgemeinen einen guten Ansatz darstellen, für das Produkt Röstkaffee jedoch alles andere als optimal sind. Ohne eine aureichende Schutzstmosphäre, also unter Einfluss von Sauerstoff und Luftfeuchtigkeit, altert Röstkaffee sehr schnell.
Der zweite Ansatz zur Müllvermeidung ist ein Mehrwegsystem. Freudig beobachten wir bei immer mehr regional agierenden Kaffeeröstereien die Einführung der Möglichkeit, dass die Kund*Innen einmalig eine Verpackung kaufen und diese dann immer wieder vor Ort mit frischen Bohnen auffüllen lassen. Für uns als nicht-regional agierendes Unternehmen ist die Verwendung von wiederverwendbaren Verpackungen jedoch derzeit nicht sinnvoll möglich. Wir vertreiben unseren Kaffee fast ausschließlich online und versenden ihn daher deutschlandwand. Leider gibt es für Röstkaffee derzeit kein bestehendes versandtaugliches Pfandsystem, wir schauen aber natürlich gespannt auf die Zukunft.
Als Konsequenz daraus ergibt sich, dass für uns die sinnvollste Möglichkeit ist, unseren Kaffee weiterhin in Einwegverpackungen zu vertreiben. Um die Umwelt zu schonen, liegt bei den neuen Beuteln das Hauptaugenmerk auf maximaler Gewichtseinsparung. Bei der Enwicklung der Beutel stand nicht eine hochwertige Haptik, sondern die Funktionalität im Vordergrund - ein Kompromiss aus bestmöglichem Produktschutz bei minimalem Rohstoff- und Ressourcenverbrauch.
Darüber hinaus verfolgen wir den Ansatz, uns gegen kleine Verpackungsgrößen aussprechen. Uns ist bewusst, dass es für viele von euch oft schön wäre, auch nur 250g pro Sorte zu kaufen. Leider verursacht die 250g Packung jedoch fast genauso viel Müll wie die 500g Packung.
Was bedeutet das konkret? Der direkte Vergleich alter Beutel vs. neuer Beutel:
Die neuen Mono-PE Beutel bestehen aus deutlich weniger Material. Die neuen 500g Beutel sind 36% leichter als unsere bisherigen 500g Beutel (13,6g statt 21,1g). Die neuen 1000g Beutel sind ebenfalls 36% leichter als unsere bisherigen 1000g Beutel (19,9g statt 31,3g).
Insgesamt erreichen wir damit eine Materialeinsparung von knapp 2.000kg pro Jahr.
Wie bereits im Abschnitt REDUCE beschrieben, wäre die sinnvollste Möglichkeit zur Wiederverwendung einer Verpackung ein Mehrwegsystem.
Aus den oben genannten Gründen ist dies bei uns derzeit jedoch nicht realisierbar. Das soll uns und euch aber nicht davon abhalten kreativ zu werden und nach weiteren Möglichkeiten zu suchen, wie
wir die Kaffeebeutel REUSEn können.
Unser Kaffeebeutel ist eine Einwegverpackung. Dieser eine Weg muss aber ja nicht unbedingt enden, sobald die letzte Bohne den Beutel
verlassen hat. Vielleicht findest du ja eine Möglichkeit, dem Kaffeebeutel nach seiner Verwendung als Kaffeeverpackung ein zweites „Leben“ zu schenken und ihn für andere Zwecke zu
verwenden. Im Folgenden findest du ein paar kreative Anregunden unsererseits (Fotos folgen in den nächsten
Wochen):
Hast du noch weitere Ideen zur Weiterverwendung der Kaffeebeutel? Schicke diese gerne an pako@quijote-kaffee.de.
Logischerweise fragst du dich jetzt, warum es denn überhaupt sinnvoll ist einen vollständig recyclebaren Kaffeebeutel nicht direkt in den Müll zu werfen. Der Grund ist, dass es für einen erfolgreichen Wertstoffkreislauf nicht nur eine recyclebare Verpackung, sondern auch gut funktionierende Sortier-, Trenn- und Recyclinganlagen benötigt. Daher kann es leider passieren, dass der Kaffeebeutel trotz seiner vollständigen Recyclingfähigkeit in der Müllverbrennung landet.
Nachdem in den Punkten REDUCE und REUSE alles unternommen wurde um den initiellen Ressourceneinsatz so minimal wie möglich zu halten,
gilt es für das verbleibende notwendige Verpackungsmaterial eine möglichst maximale Recyclingfähigkeit zu erreichen. Je nach Produkt ist dies jedoch leichter oder schwerer umzusetzen. Im Falle
von dem Produkt Röstkaffee benötigt die Verpackung beispielsweise eine Sauerstoff- und Wasserdampfbarriere; der reine Kunststoff bietet leider nicht genügend Schutz, sodass die Kaffeebohnen zu
schnell altern würden. Im Folgenden erfährst du, "Recyclingfähigkeit" für uns bedeutet, warum wir eine erdölbasierte Kunststoffverpackung als die derzeit umweltschonenste Lösung betrachten und
warum unsere Monomaterialverpackungen nicht zu 100% Monomaterial sind.
Leider ist der Begriff "Recyclingfähigkeit" nicht geschützt, sodass es derzeit viele unterschiedliche Definitionen gibt, die jede Menge Raum für Greenwashing und Augenwischerei lassen. Dies führt bei Endkund*innen zu Intransparenz und Verwirrung. In der Praxis bedeutet dies, dass leider manchmal sogar das Verbrennen von Verpackungmüll, also die thermische Verwertung, als Recyclingprozess bezeichnet wird.
Wichtig ist die Unterscheidung zwischen theoretischer und realer Recyclingfähigkeit. Für ein Material, das theoretisch unter Laborbedingungen ohne Einschränkungen recyclefähig ist, gibt es unter Realbedingungen immer einige Hürden, die ein Recycling erschweren oder gar verhindern. So ist es z.b. wichtig, dass das Material von den Trenn- und Sortieranlagen der Abfallwirtschaft korrekt erkannt wird, sodass es dem richtigen verwertungsprozess zugeführt wird und nicht aus Versehen in der Müllverbrennung landet.
Unsere Definiton des Begriffes "Recyclingfähigkeit":
Der Kaffeebeutel besitzt die Eigenschaft, dass sich das verwendete Material nach dem Ende seiner Lebensdauer wieder dem Stoffkreislauf zuführen lässt, um diesen damit zu schließen. Die
Primärressourcen gehen nicht verloren. Aus einer Verpackung kann wieder eine Verpackung hergestellt werden. Maßstab ist dabei die reale Recyclingfähigkeit.
Um im Allgmeinen mehr Klarheit, Sicherheit und Transparenz zu schaffen, benötigt es neben einer universelle Definition auch klare Regeln - im Idealfall gibt es in der Zukunft Gesetze, welche die Verwendung von nicht-recyclingfähigem Verpackungsmaterial verbieten. Diese Notwendigkeit hat auch die EU erkannt und arbeitet derzeit an der EU-Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung (Packaging and Packaging Waste Regulation – PPWR). Die Verabschiedung der finalen Fassung ist noch für dieses Jahr 2024 geplant ist. Hauptziel der Verordnung ist es, den Verpackungsmüll in der EU zu minimieren, also z.b. auch Mindestanforderungen an die Recyclingfähigkeit von Verpackungen festzulegen. Für mehr Informationen dazu siehe Infos zur PPWR.
Wir sind der Meinung, dass eine Kunststoffverpackung aus einem einzelnen Kunststoff (Monomaterial) die aktuell umweltschonenste Variante der Einwegverpackungslösung ist.
Ein alternatives Material, das derzeit vermehrt propagiert und diskutiert wird, sind sogenannte "kompostierbare Verpackungen". Gezielt haben wir uns gegen kompostierbare Verpackungen entschieden.
Meist werden kompostierbare Verpackungen aus Polymilchsäure (PLA) hergestellt.
Obwohl kompostierbare Kunststoffe auf den ersten Blick als umweltfreundliche Alternative zu den erdölbasierenden Kunststoffen erscheinen mögen, gibt es einige Nachteile, die berücksichtigt werden
müssen:
Klassische Verbundkunststoffverpackung vs. Monomaterial
Die technischen Anforderungen an eine flexible Verpackung (z.B. Kaffeebeutel) sind so hoch, dass diese nur durch den Verbund von mehreren Folienschichten mit jeweils unterschiedlichen Eigenschaften erreicht werden können. Beispielsweise besitzen die Folienschichten unterschiedliche Schmelztemperaturen, damit beim Siegeln nur die Innenschicht schmilzt, während die Außenschicht stabil bleibt.
Die Basis für diese Verbundkunststoffe bilden bis heute meist zwei unterschiedliche untrennbar miteinander verleimte Kunststoffe, z.b. Polyethylen (PE) und Polyethylenterephthalat (PET). Das PET besitzt einen wesentlich höheren Schmelzpunkt als PE und ist somit perfekt als Außenschicht geeginet. Im Verbund sind die Kunststoffe jedoch nicht recyclingfähig und landen dementsprechend in der Müllverbrennung.
Die Entwicklung der letzten Jahre hat es nun ermöglicht, dass ein und derselbe Kunststoff durch kleine Veränderungen während des Herstellungsprozesses (Polymeristation) unterschiedliche Eigenschaften besitzen kann; also z.B. PE mit unterschiedlichen Schmelzpunkten. Das macht es möglich eine Verbundverpackung, also ein Mehrschichtmaterial, zu haben, dessen Basis ein einzelner Kunststofftyp bildet. Diese Monomaterial-Kunststoffverpackungen bestehen entweder aus Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP). Sie können dem Wertstoffkreislauf zugeführt und als sauberes PE- bzw. PP-Rezyklat wiederverwendet werden kann. Aus diesem Rezyklat können somit wieder neue PE- bzw. PP-Verpackungen hergestellt werden.
Als erstes müssen wir etwas irreführendes klären:
Monomaterial muss nicht, wie das Wort es vermuten lässt, zu 100% aus einem sortenreinen Material bestehen, um als Monomaterial bezeichnet zu werden. Besteht eine Verpackung aus mindestens 95%
sortenreinem Material, ist sie bereits vollständig recyclebar. Das Fremdmaterial, beeinträchtigt die Kompatibilität für den Recyclingprozess nicht, es kann somit ein als sauber definiertes
sortenreines Rezyklat daraus gewonnen werden.
Klassiche Fremdmaterialien sind Lacke zum einfärben und Klebestoffe zum verbinden der einzelnen Folienschichten. Im Bereich Kaffee benötigt es zusätzlich eine sogennante Barriereschicht. Diese verhindert, dass Sauerstoff und Feuchtigkeit in den Beutel gelangt; das PE alleine bildet keinen ausreichend Schutz. Es gibt mehrere Möglichkeiten der Materialienauswahl, bei unseren Beuteln erhalten wir diese Barriere durch eine sogenannte Metallisierung. Auf die Folie wird eine ganz ganz ganz dünne Schicht Aluminim (20-40nm, das sind 0,0000020-0,0000040 mm) aufgetragen bzw. aufgedampft. Der prozentuale Anteil an der Gesamtverpackung liegt bei ca. 0.01%. Schafft man es bei den Beuteln die Folienschichten zu trennen, dann ist diese Metallisierung als silberne Schicht sichtbar. Wichtig ist sie klar von den Aluminiumschichten in vielen klassichen Kaffeeverpackung zu unterscheiden.
Die genaue Zusammensetzung unserer Folie:
Folienschichten: |
BOPE 25 µm // PE MDO MET 25 µm // PE white LTS 60 µm |
Gesamtdicke: | 114 µm |
Gewicht: | 106,8 g/m² |
Barriere: | Metallierung der Mittelschicht mit einer dicke von 20-40 nanometer |
Hersteller und Lieferant unserer Folie ist die Firma Plastimak. Mit ihnen stehen wir im engen Kontakt und schauen bei jeder Bestellung, ob und wie wir die Folie noch weiter verbessern können.
Zusätzlich zu der Folie besitzt der Kaffeeeutel noch ein Aromaschutz-/Überdruckventil sowie zwei Etiketten:
Wir beschrieben bedeutet vollständige Recyclingfähigkeit nicht, dass 100% unserer Kaffeebeutel auch tatsächlich recycelt werden. Es gibt bisher keine perfekte Verpackung, da es z.B. immer Verunreinigungen durch Fremdstoffe gibt. Diese Verunreinigungen sind so minimal, dass sie in Summe weiterhin ein als sauber geltendes PE-Rezyklat ermöglichen. Sie erhöhen jedoch die Chance, dass die Verpackung irgendwo im Prozess falsch erkannt wird und somit fälschlicherweise doch in der Müllvebrennung landet.
Für uns ist die Entwicklung hier also noch nicht abgeschlossen. Wir sind uns sicher, dass bereits bei dem aktuellen Verpackungsdesign Optimierungen möglich sind. Der nächste Schritt ist es dementsprechend eine Analyse unserer neuen Beutel bei einem unabhängigen Institut durchführen zu lassen, um zu sehen, was wir in Zukunft noch verbessern können. Sobald die Ergebnisse vorliegen, werden wir hier davon berichten.