Ich begann meinen Tag mit Kaffeeernte um 6 Uhr morgens. Das macht
echt Spass, wenn man es nicht jeden Tag und nicht unter Zeitdruck machen muss.
Halt nur die wirklich reifen Kirschen. In einer Stunde schaffte ich
immerhin wieder 20 kg ;-)
Ich habe noch gar nicht erzählt, dass es in diesem abseits gelegenen Tal
hier nur so von Vögeln wimmelt. In einem Baum neben mir stritten sich 4
Tucane und ich wurde von Kolibris verschiedener Art umschwirrt. Auch das
ist schön hier. Pepes Farm und die von Mary Ellen überlappen sich. Sie
haben gemeinsam 1 Hektar Kaffee 2 Hektar für Rinder. Die restlichen 18
Hektar ihrer Farm sind Naturreservat.
Nach dem Frühstück liefen wir wieder eine Stunde durch Sekundärwald zurück ins Dörfchen Santa Rosa, dort hatten wir den Großteil unseres Gepäcks gelassen. Pepe begleitete uns auf seinem
Pferd. In Santa Rosa verpassten wir den öffentlichen Bus um 1 MInute, da er eine 1/4 Stunde vor Fahrplan fuhr, glücklicherweise nahm uns aber sofort ein Pickup auf seiner
Ladefläche mit. Das ist hier so üblich und kostet pro Person und halber Stunde ca. 1/4 Dollar. Leider ist es hier momentan sehr terocken und die Strassen sind aus Sand gemacht....wir
kamen weiß gepudert in Apuela an und herbergten uns in ziemlich schönen Gartencabañas ein.
Nun stand uns der Besuch bei der AACRI bevor (siehe vorletzter Bericht).
Kurz zusammengefasst: nach so vielen schlechten Erfahrungen im letzten Jahr und so vielen negativen Berichten in der letzten Zeit waren wir doch über einige Faktoren sehr positiv
überrascht.
Die beiden Techniker Franklin M. (Qualitäskontrolle, Samplerösten) und Franklin N.(Feldtechniker) machen sehr gute Arbeit. Durch ihr Engagement und ihr Feedback aufgrund unseres
gemeinsamen Projektes haben sich doch etliche
Farmer im letzten Jahr stark verbessert. Wir hatten ein erstes kleines
Cupping von 3 sehr gut gerösteten Samples und alle drei waren wirklich gut. Gerade die im letzten Jahr schon guten Farmer unseres Projektes scheinen noch eine Schippe draufgelegt zu
haben.
Franklin M. röstet inzwischen jedes eingebrachte Lot seperat und
gibt den Farmern via Franklin N. sofort Feedback. Alle Kaffees werden nun nicht mehr
vermischt sondern seperat und gekennzeichnet eingelagert. Wir werden eine Auswahl der besten Kaffees als Samples nach Hamburg geschickt bekommen und dort Proberösten und cuppen. Genauso
wie wir es uns gewünscht haben.
Problematisch ist tatsächlich die fehlende Kapitalisierung der Kooperative. Es kann nicht soviel Kaffee von den organisierten Farmern gekauft werden wie es wünschenswert wäre. Außerdem
sorgen die Auswirkungen der letztjährigen personellen Spaltung in der Führungsebene der Kooperative für starke Reibungsverluste und die Kontinuität der Arbeit ist stark
gestört.
Wir werden die Farmer des Tal des Intag auf jeden Fall nicht im
Stich lassen und uns wie auch immer hier weiter engagieren.
Denn der Kaffeeanbau kann hier tatsächlich auch weiterhin eine Alternative zu grauenhaften Bergbauprojekten sein. Die Politik der linkspopulistischen Regierung richtet sich hier ganz
offensichtlich gegen die ansässige Bevölkerung und missachtet alle in der hiesigen Verfassung festgeschriebenen Mitbestimmungsrechte. Menschen wie unser Freund Javier sitzen völlig
unschuldig im Gefängnis (siehe Berichte des Intag e.V.) und die Gegend ist stark militarisiert um die widerständige Bevölkerung einzuschüchtern.
Abends kam noch unser Freund und Kollege Coco aus Aarhus / Dänemark vorbei um mit uns gemeinsam die Kooperation mit den Kaffeebauern des Intag Tals voranzutreiben. Auf dem Dorfplatz an
Strassenstäden aßen wir Kartoffelpuffer, gerösteten Mais und gegrillte Bananen.