Endlich sind wir in der Wärme angekommen. Hier im Tiefland ist es auch während des Wetterchaos hier in Ecuador fast so schwül und heiß wie normal. Ich wachte früh auf und machte mich mit Stefan und Michael gleich auf, um ein typisches Frühstück zu bekommen.
Am Busbahnhof von Tena gibt es gleich mehrere konkurrierende Saftläden.
Wir entschieden uns für Maulbeer-Melonendaft und Avocado-Milchshakes. Falls Ihr es noch nicht probiert habt: reife Avocados, Rohrzucker, Milch und Eis. Sättigend und lecker.
Danach gingen wir in eine auf Encebolladas spezialisierte Cevicheria. Encebollada ist ein perfektes Katerfrühstück (nein, ich habe gestern immer noch nicht gesoffen, es ist trotzdem lecker und stärkend) Eintopf mit lange gekochtem Yuca (daher sehr sämige feste Konsistenz), dazu viele Zwiebeln, Chili, viel Thunfisch oder Bonito, dazu Popcorn und Bananenchips aus unreifen grünen Bananen. Sehr gut!
Nach dem Frühstück brachen wir mit unserem Auto auf nach Rukulakta.
Wir wurden begrüßt von dem "Häuptling" des "Alten Volkes" (Übersetzung des Begriffes Rukulakta in Abgrenzung von den weißen Eroberern) Augusto Salazar sowie dem Prasidenten der Kooperative "Sacha Kuri" (der Robusta in unserem Oh Harvey, Dantes Inferno und Megarfrettchen) Edgar Grefa und dem Direktor Humberto Chimbo.
In Rukulakta und 16 weiteren umgebenden Dörfern stellen 200 Farmer (davon 140 Farmerinnen, also Frauen) unter anderem für uns den wunderbaren gewaschenen Robusta her. Die Kooperative wurde im Jahre 2010 gegründet, die Farmer produzieren auf durchschnittlich 1 Hektar Grundbesitz in ihren Chakras unter anderem Kaffee.
Daneben vor allem Guayusa (einen Tee mit sehr viel Koffein und Antooxidantien), Cacao, Yaquilla und Bananen. Wir besuchten Chakras der Bauern, die teilweise bis zu 180 Nutzpflanzen auf ihren Feldern gemeinsam anbauen. Diese Vielfalt ist absolut beeindruckend und spannend, sogar für erfahrene Kaffeereisende wie uns. Die Mehrzahl der Pflanzen dient der Subsistenz und sehr viele Pflanzen haben medizinale Wirkung.
Wir besuchten das nagelneue Nassbeneficio (Verarbeitungsanlage) wo die ersten geernteten Kaffees dieses Jahres auch eingebracht, sehr gut gewaschen, fermentiert, nachverlesen und getrocknet wurden. Das Beneficio wurde gerade mit Hilfe der europäischen Union gebaut und wir freuen uns sehr über diese sehr professionelle Anlage die sicher dabei helfen wir unseren Kaffee zukünftig noch besser zu machen.
Der Robusta wird von den 200 Farmern selektiv usschließlich als rote Kirsche geerntet, bei der Koopeartive abgeliefert. Es werden pro Zentner Kirschen sofort 20 Dollar ausbezahlt, das ist fast das Doppelte vom Preis den momentan lokale Aufkäufer zahlen (11 Dollar).
Dieser Mehrwert ist eine echte Motivation für die Mitglieder der Kooperative und sorgt dafür, dass deutlich besser gearbeitet wird und die Felder sehr gut gepflegt werden. Wir konnten uns bei den Beuschen davon überzeugen.
Bester Bioanbau in sehr guter Diversität mit hohen Erträgen.
Die Funktionäre der Kooperative arbeiten allesamt ehrenamtlich in einem "Cargo", sie und ihre Familene werden dafür von ihren Nachbarn durch Hilfe im Fled und in Haushalt kompensiert. Alle Erlöse der Kooperative werden im Volk sozialisiert. Entschieden über die Verwendung wird in Versammlungen der Dörfer.
Mittags luden uns die Farmer zu einem Essen auf dem von Bauern und Köchinnnen selbtsverwalteten Patio de Comidas in der nahegelegenen Stadt Archidona zum Essen ein.
UND NUN WIRD ES EXOTISCH!!!!!
Es gab in Maisblättern auf dem Grill gedämpften Tilapia mit Yuca und Zwiebeln sowie Chilisauce, dazu Guayusa Eistee. Als Vorspeise gab es gegrillte Chonta-Maden. Fotos folgen ;-)
Dessert waren nach unserer Rückkehr in die Chakras Süsslimonen direkt vom Baum und eine sehr nussige (Aromen von Schälnuss und Kokos), riesige und sehr feste mir bis heute unbekannte Frucht namens Piton.
Nach wieteren Gesprächen, Planungen für die nächsten Jahre und Besuchen auf Feldern fuhren wir zurück nach Tena. Auf der Strasse gab es wieteres Streetfood für uns (Tacos, gegrillte Maiskolben, gegrillte grüne Bananen mit Mayo und Frischkäse) sowie einen Gunanabana Milchshake.
Über die Kooperative Sacha Kuri werde ich seperat noch eine ganze Menge schreiben. Die interne Demokratie und das Engagement sind überwältigend. Das Organisationsmodell der hiesigen Kichwas ist sehr inspirierend.
Ich selber bekomme von Humberto eine Vokabelliste um bis zu meinem nächsten Besuch 2016 jede Woche ein Wort im hiesigen Kichwa zu lernen und habe versprochen dies zu tun.
Abends saßen Stefan, Michael und ich wieder auf unserer Terasse mit Blick über das riesige Tal und tranken eiskaltes BIer sowie von Michaels Vater gebrannte Hirschbirnenschnapps.
Humberto, pingo, Augusto, Stefan, Edgar