Donnerstag, 09.01.2014


Habe ich schon erwähnt, dass es hier keinen Alkohol gibt? Zumindest hier in unserer Herberge (der Farm auf der die Verarbeitungsstation steht nicht) und im „Dorf“ Pulpally, welches 3 km entfernt ist auch nur in einer ganz fiesen Bar (sieht irgendwie von außen aus wie ein ganz mieser Schmuddelpuff, ist es aber nicht) voller doll besoffener Säufer. Also lebe ich nicht nur in Bezug auf unser gutes Essen hier und die wunderschöne uns umgebende Natur sehr gesund.

 

 

 

Ich sehr früh auf obwohl ich spät schlafen gehe und trinke morgens erstmal schwarzen Tee. Danach gehe ich spazieren auf der Farm und frühstücke dann bei Chackochans (der Koordinator der ganzen Geschichte hier) Frau Grace. Das Frühstück besteht aus einem sehr guten vegetarischen Curry (eigenes Gemüse, eigene Gewürze, eigenes Kokos), Puttu (Pfannkuchen aus Reismehl und Kokosmilch) sowie gedämpften Kochbananen.

 

 

 

Wir trafen uns nach dem Frühstück mit den Delegierten der verschiednen Kooperaiven aus den umliegenden Regionen und stellten wie geplant unser Projekt vor. Zusammengefasst: sie haben den einzigen uns bekannten sehr hochwertigen Robusta aus Indien welcher Kooperativ und Bio angebaut wird und eine sehr gute Organisationsstruktur, dies ist eine perfekte Basis um mit uns gemeinsam das Produkt durch eine verbesserte Verarbeitung in Zukunft richtig gut zu machen. Wir erläuterten unsere langfristigen Absichten und versprachen einen angemessenen Mindest-Preis (mindests 60 % über dem Fairtrade Preis) für steigende Mengen Kaffee zu bezahlen. Wir erläuterten, dass wir in den letzten Tagen uns überzeugen konnten, dass diese Grundlagen auch tatsächlich hier von uns angetroffen und so bewertet wurden und dass wir schon beim diesjährigen Import von einer sehr guten Qualität ausgehen würden.

 

 

 

Uns wurde berichtet dass es tatsächlich auch hier so ist, dass der Fairtrade Mindestpreis eine Frechheit darstellt. Es ist schlicht unmöglich dafür einigermaßen guten Kaffee zu produzieren (erst recht nicht ökologisch). Wir erklärten, dass sie mit einer besonders hohen Qualität in Zukunft auch deutlich unabhängiger von Preisschwankungen werden würden.

 

 

 

Ich denke, dass es uns gegenseitig innerhalb der kurzen Zeit gelungen ist eine ganz gute Ausgangsbasis für ein Vertrauensverhältnis zu schaffen. Die Kommunikation miteinander ist hier erstaunlich direkt und ehrlich. Das gefällt mir gut.

 

 

 

Nach dem Boardmeeting besuchten Fertigungsanlage für die ayurvedische Biomedizin welche die Eigentlich Basis für die hiersige Struktur darstellt. Diese Manufaktur stellt als einzige Anlage in Indien ayurvedische Medizin auf der Basis ausschließlich von 136 biozertifizierten Zutaten her.

 

Das diesbezügliche Knowhow ist, wie wir gemerkt haben eine erstklassige Basis um für uns gewaschenen Spitzenkaffee herzustellen. Die Produktion läuft HACCP zertifiziert und ist bestens organisiert. Aus der Struktur der Produktionsabläufe kann sehr viel für den Kaffee (und den Pfeffer, Kardamom, Pistazien und Kokosöl) übernommen werden.

 

 

 

In Bezug auf den Pfeffer: wir werden 100 kg in unseren Container laden und zum Selbstkostenpreis unseren Kunden anbieten. Dies dient zum Testen, in den kommenden Jahren könnte er dann einfach bei uns als Jahresvorrat vorbestellt werden und wir importieren ihn mit. Er hat eine großartige Qualität.

 

 

 

Nach dem Besuch der Fertigungsanlagen besuchten wir wieder 2 Farmer. Auch hier bestätigte sich unser Eindruck. Beide produzierten wieder biologisch-dynamisch, wir sind uns hier sehr sicher, dass der Bioanbau tatsächlich ernst genommen wird. In der Gründungsphase (2001-2002) von „Organic Wayanad“ hatte die Organisation 2000 Mitglieder, die meisten sprangen in den ersten Jahren ab oder wurden aussortiert, sie suchte eher nach einer praktischen Vermarktungsstruktur für ihre nicht wirklich biologisch angebauten Produkte. Seit 2006 geht es mit der Mitgliederzahl (heute 357) auch wieder aufwärts und alle scheinen Qualität und Bio sehr ernstzunehmen.

 

 

 

Unser heutiger Begleiter Siby ist ein hervorragendes Beispiel einer neuen Generation Kaffeefarmer. Er ist erst 35 Jahre als und hatte als eine von zwei Menschen aus Indien im Jahr 2011 ein Stipendium für ein Bioagronomie-Studium in Japan am Asian Rural Institute erhalten. Er spricht perfekt Englisch, hat ein sehr gutes Wissen über Kaffeeanbau und ist sehr ambitioniert. Er trainiert und berät 120 Bauern der Kooperative und hat eine eigene Kaffeefarm. Er sieht seine Perspektive und Perspektiven für seine Kollegen hier in der Landwirtschaft und freut sich über Initiativen wie die unsere. Wir freuen uns sehr über solche Menschen wie ihn denn er ist in der Lage andere Menschen hier zu motivieren und Chancen aufzuzeigen.

 

 

 

Ich möchte nochmal betonen: die Strukturen und die einzelnen Farmer übertreffen unsere Erwartungen deutlich. Wir sind sehr zuversichtlich, dass auch dieser Kaffee wie die meinsten unserer bisherigen Importe eine sehr gute Zukunft auf dem europäischen Markt hat. Der erste Import wird neben uns nur an Elephant Beans in Freiburg und die Kaffeefabrik in Wien gehen, Interessenten können ab April sehr gerne Muster bei uns anfordern wenn sie Interesse an zukünftiger Kooperation haben

 

 

 

Morgen machen wir zwischendrin einen Tag Urlaub, vielleicht sehen wir neben einem spektakulären Wald Elefanten und Tiger wenn wir tief genug in den Dschungel kommen. Wir konnten heute 4 der täglich auf 40 limitierten Eintrittskarten für den Nationalpark ergattern.