Für den ersten Tag in Ecuador hatten wir den Besuch bei der Kooperative PROCAP geplant. Diese liegt ganz im Süden Ecuadors im westlichen Andenvorland.
Aufgrund der Zeitverzögerung waren wir schon sehr früh wach und fuhren um 6 Uhr morgens los. Unterwegs machten wir an einem Straßenstand einen Stopp und aßen eine Encebollada. Nach ungefähr drei Stunden Fahrt parallel zur Küste ging es dann hinein in die Anden.
Wir kamen zwei Stunden früher als geplant bei der PROCAP an. Luis, der Junge Verwalter der Kooperative, erwartete uns aber schon. Die Ernte in dieser Region Ecuadors ist schon komplett abgeschlossen und die letzten geernteten und getrockneten Kaffees der einzelnen Mitglieder wurden in den letzten Tagen in die Bodega der Kooperative gebracht. Das Entpulpen und die Trocknung der Kaffees geschehen hier dezentral bei den einzelnen Mitgliedern. Dementsprechend besteht das Lagerhaus der Kooperative nur aus einem sehr großen Raum und Büros. Ungefähr 250 Säcke standen hier noch ordentlich beschriftet mit den jeweiligen Daten zu Sorte, Erntezeitpunkt, Name des Produzierenden und der Finca usw. 900 Säcke wurde bereits in den letzten Monaten zum Kooperativenverband FAPECAFES weitertransportiert. Die erwartete Erntemenge von 900 Sack wurde also um ca. 250 Säcke übertroffen.
Die genaue Erfassung und Protokollierung der Daten ist aufgrund der neuen europäischen Entwaldungsrichtlinie unbedingt notwendig. Kaffee kann, genauso wie viele andere Agrarprodukte, ab dem kommenden Jahr nur noch in die EU eingeführt werden, wenn detailliert erfasst wurde, dass auf den Flächen, auf denen sie angebaut wurden, in den letzten fünf Jahren keine Entwaldung stattgefunden hat. Dieses Gesetz hat sicher eine gute Intention, es ist aber ein Bürokratiemonster. Die notwendigen Schritte zu besprechen, um diese Herausforderungen gemeinsam zu meistern, ist ein wesentlicher Grund und die wichtigste Aufgabe auf unserer Reise. Bei dieser Kooperative sieht es auf jeden Fall so aus, als ob sie auf einen guten Weg dazu ist.
Im Nachbardorf Mercadillo nahmen wie ein Mittagessen zu uns. Die lokalen Spezialitäten hier sind geräucherte Wurst und geräucherter Speck. Diese kommen dann noch einmal auf den Grill und werden gemeinsam mit Reis und Hülsenfrüchten serviert.
Nach dem Essen fuhren wir gemeinsam los zu einem Produzenten der Basisgruppe des Dorfes Cochas de Ciano. Manuel Grande hat hier vor 6 Jahren drei Hektar ehemaliges Weideland zu einer Kaffeefarm verwandelt. Es ist beeindruckend, die Fläche, auf der nun Kaffee angebaut wird im direkten Kontrast zu den benachbarten Weideflächen zu sehen. Die Kaffeepflanzen stehen im Schatten von über 20 verschiedenen Nutzbäumen. Vom Kaffee aus gesehen sieht die Weidefläche aus wie das was sie ist: nahezu totes Land. Von der Weidefläche aus betrachtet sieht die Kaffeefarm aus wie Wald. Das ist schön.
Die Pflanzen von Manuel sehen alle sehr gesund aus und haben dieses Jahr einen hohen Ertrag gebracht. Manuel hat hier auch einen Vorteil: er hat eine Quelle auf seinem Grundstück und kann damit künstlich bewässern. Dieses Jahr herrscht hier in den letzten zwei Monaten eine starke Trockenheit. Damit der Kaffee jetzt zur Blüte kommt, müsste es in den nächsten sechs Wochen anfangen zu regnen. Falls dies nicht so sein sollte, ist Manuel damit auf der sicheren Seite.
Alle Kaffeefarmen die wir hier im Dorf sehen konnten werden eindeutig ökologisch bewirtschaftet. Auch konnten wir nirgends den Einsatz von Glyphosat, anhand der durch dieses Gift verursachten ökologischen Zerstörungen, beobachten.
Wie so häufig wurden wir auch auf dieser Finca gut bewirtet. Wir bekamen verschiedene Früchte, die zwischen den Kaffeepflanzen wachsen. Zum Beispiel diverse Zitrusfrüchte und Papaya. Außerdem frisch gepressten Zuckerrohrsaft und Honig von Wildbienen. Verschiedene Wildbienen (meist ohne Stachel) werden gerne als Hilfe zur Bestäubung der Kaffeepflanzen eingesetzt. Angelockt werden sie durch Zitrusbäume. Bereitgestellte Holzkisten mit Einfluglöchern oder auch nur Dosen nutzen sie gerne als Platz für ihre Bienenstöcke. Und sie produzieren tatsächlich auch noch sehr guten Honig.
Nachmittags besuchten wir noch den berühmten versteinerten Wald von Puyango. Bis zu 60 m lange versteinerte Baumstämme liegen hier als Fossilien herum.
Abends aßen wir noch eine Kleinigkeit in einer sehr schönen Bar mit herausragender Aussicht auf die Anden. Ich entschied mich für Tigrillo.
Danach fuhren wir wieder ins benachbarte Dorf Mercadillo. Dort gibt es direkt am Dorfplatz neben der Kirche gelegen ein modernes und sehr komfortables Hotel. Sehr müde ging es früh ins Bett.