Nach dem Frühstück kam ich gegen 8:00 Uhr in der Kooperative an. Es sind nur 12 Minuten zur Fuß vom Hostel, richtig entspannt!
Dort empfing mich Maria und wir gingen gleich zum Café (alles auf dem selben Hof). Gabriel, einer der Baristi dort, bereitete für uns einen sehr guten
Espresso vom Café Feminino (ein Blend für den Lokalen Markt) zu.
Inerhalb von 1,5 Stunde wurde ich ungefähr 20 Personen aus allen möglichen Abteilungen vorgstellt und ich begnetete auch einigen bekannten Gesichter wieder. Hier und da sprachen wir ein bisschen über die Arbeitsbereiche, über die Veränderungen und Entwicklungen der letzten Jahre. Alle dort sind extrem sympatisch und nahmen sich viel Zeit um mir Dinge zu zeigen und zu erklären. Mein allgemeiner Eindruck war, dass sie als Gruppe sehr motiviert in ihrem Arbeitsbereichen sind und viele innovative Lösungen entwickelt haben.
Ein Beispiel dieser Entwicklungen:
Luis Flávio ist hauptverantwortlich für den IT-Bereich. Bei meinem letzten Besuch hatte er angefangen, ein Warenwirtschaftssystem für die Kooperative zu entwickeln. Zuvor hatte er bereits in einem Praktikum für sein Studium drei unterschiedliche, fertige Systeme getestet, war aber mit keinem zufrieden gewesen. Darum entwickelte er von Null an ein komplettes Warenwirtschaftssystem für die Kooperative: Mitglieder Anmeldung, Kartierung und Registrierungen von Sítios und Talhões (produzierende Einheit einer Sítio), Kaffeeabgabe und Codierung von Lots, Einlagerung und Plazierung im Lager, Cupping Database, Produktionsprotokolle für die Rösterei usw.
Jetzt sind sie zu zweit im IT-Bereich und arbeiten weiter an anderen Projekte, um weitere Abläufe zu digitalisieren. Eines der Projekte ist die Entwicklung von Chips für Scans im Lager und ein anderes eine Handy-App um die Checkliste für die Farmbesuche nicht mehr im Papierform machen zu müssen.
Nach diesem Rundgang sind wir mit dem Auto zum Lager und zur Verarbeitungshalle gefahren. Diese wurde 2018 gebaut, 2019 in Betrieb genommen und 2021 für mehr Lagerkapazität erweitert.
Rodolfo führte uns und erklärte die Lagerung, die Maschinen und Abläufe. Er ist Maschinenbauer und Ingenieur und hat vorher in der Textil-Industrie gearbeitet (er arbeitet viel lieber mit Kaffee als mit Textilen).
Die Halle ist mit Bodenmarkierungen in Abschnitte unterteilt (A01, A02,...E03) und die Lots werden in Bigbags gelagert (bis zu drei übereinander) mit QR Codes für Scanning und Datasheets. Es gibt noch einen kleinen Bereich für Lots, die in Jutesäcke gelagert werden (selbst Lots die später in Jutesäcke verschifft werden, sind aber zunächst in Bigbags gelagert, sodass sie zusammen verarbeitet und geblendet werden können)
Im Lager und in der Verarbeitung arbeiten 14 Festangestellte (demnächst kommt noch eine Person dazu). Sie benötigen keine Tagelöhner*innen, auch nicht in der Hauptsaison (September).
Der Verarbeitungsprozess läuft folgendermaßen ab:
Zunächst kommt der Kaffee auf einen ersten Sortierungstisch wo Fremde Gegenstände wie Holz, Mais, Kirschen usw entfernt werden. Danach gehts weiter auf den
Tisch für die Sortierung je nach Dichte (Bild unten ganz links). Als nächstes kommt das elektronische Auge, ein Screening und nochmal das elektronische Auge (Bild unten zweites von links). Dann
das Blending und die Befüllung. Die Steuerung der Beförderungswege (Bild unten zweites von rechts) und Aufzüge (Bild unten ganz rechts läuft dabei manuell.
Seit der Inbetriebnahme wurden einige Optimierungen bei den Beförderungswegen und anderen Maschinen gemacht, um die Verarbeitungskapazität deutlich zu erweitern.
Der Erste Aufbau konnte 30.000 Säcke pro Jahr verarbeiten, durch die Verbesserungen sind es nun bis zu 60.000 Säcke. In der Hauptsaison (September) wird in zwei Teams gearbeitet, sodass die Verarbeitung von 6 Uhr Morgens bis 00:00 laufen kann.
Im weiteren Verlauf des Tages fanden noch weitere Treffen mit unterschiedlichen Mitglieder der Kooperative statt, sowie eine weitere sehr spannende Tour durch die Röst- und Packhalle der COOPFAM.
Zum Abendessen gab es dann abschließend Pastel (fritierte Maultasche) und Guaraná in einem Restaurant in der Stadt.